»White Belt«
by Anna Catharina Gebbers


Pressetext “White Belt“, A C Gebbers Bibiothekswohnung, Berlin, 2007

Andrea Winkler kreiert Arbeiten von intensiver Sinnlichkeit und minimalistischer Eleganz. Hergestellt aus „armen Materialien“ wie Papier, Folie, Klebeband oder Hochglanz-Magazinen erzeugen ihre zarten Reliefs und häufig gekräuselten Objekte eine Atmosphäre „barocker Povera“. Die Arbeiten sind sparsam über den Raum verteilt an den Wänden angebracht, auf den Boden gelegt, an architektonischen Vorsprüngen fixiert und hängen von der Decke. Für den Betrachter verändern sich durch den Raum gehend bzw. navigierend die Blickwinkel und andere Bilder tauchen auf. Unbekümmert, spielerisch und anscheinend nur temporär existierend, wirken die Dinge leicht und beweglich wie Passagiere oder Reisende. Dennoch ist das Bild streng durchkomponiert und nimmt den Vorübergehenden durch seine Verführungskraft gefangen.
Schnell wird offenkundig, dass vielen Arbeiten von Winkler eine zeichnerische Idee zugrunde liegt, die sie auf den dreidimensionalen Raum ausgedehnt hat. Und obwohl ihre Arbeit darauf abzielt, die Erfahrung des Blickens mit geringfügigen Eingriffen in den Raum zu intensivieren, kann sie nicht als „minimal“ im traditionellen Sinn bezeichnet werden. Die Choreographie der Materialien, die Anordnung der einzelnen Elemente und die Betonung des Ephemeren spielen eher an auf Batailles Grenzüberschreitung und seine Definitionen von Schönheit, Erotik, Überschwang und Exzess.

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Andrea Winkler creates works of intense sensuality and minimalist elegance. Made from “poor materials” like paper, foil, tape or glossy magazine pages her delicate reliefs and often frilling objects produce an atmosphere of “Baroque Povera”. The pieces are sparingly dispersed in the space attached to the walls, spread out on the floor, fixed to architectural protrusions and hanging from the ceiling. To the viewer walking respectively navigating through the space impressions change and new images occur. Carefree, playful and seemingly existing there only temporarily, things appear light and mobile like transit passengers. But the picture is well composed and catches the passerby with powerful seducement.
It is evident that more often than not, a drawing element runs through Winkler’s artistic practice, and which she extended to the three-dimensional space. Even though her work aims to intensify the experience of looking by slight spatial interventions it could not be characterized as “minimal” in the traditional sense. The choreography of materials, the marshalling of elements and the emphasis on the ephemeral are rather alluding to Bataille’s crossing of borders and his definitions of beauty, erotic, exuberance and excess.

 

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